Die Art und Weise, wie wir einkaufen, hat sich dramatisch verändert.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die aktuelle Landschaft des Re-Commerce und wie sie die Zukunft des Einzelhandels beeinflusst.
Immer mehr Big Player, die bislang ausschließlich Neuware vertrieben haben mischen nun auch im Gebrauchtmarkt mit.
Zalando etwa verkauft über „Pre-Owned“ Secondhand-Ware; bei About You bekommen Produkte unter „Second Love“ eine zweite Chance. Jüngst ist nun Bergzeit als erstes Unternehmen im Bereich der Outdoor-Mode dazugekommen.
1. Was ist Re-Commerce?
Unternehmen erwerben gebrauchte Produkte, bereiten auf und verkaufen diese dann gewinnbringend weiter.
Beispiele:
D2C: Mulberry, Levi`s
B2C: Bergzeit, Vestiaire Collective, Zalando, Momox
2. Die Wachstumsfaktoren von Re-Commerce
- Die Themen zur Nachhaltigkeit und Kampf gegen fast fashion wird immer wichtiger
- hochpreisige, qualitativ hochwertige Produkte werden zu einen attraktiven Preis angeboten im Vergleich zur Neuware
- Die Möglichkeit einzigartige Produkte zu bekommen die keiner hat, treibt die „Jagdlust“
- Aufgrund der Pandemie und Inflation greifen immer mehr Verbraucher zu refurbished/2nd hand produkten und Kosten zu sparen, da sie auf nichts verzichten möchten
- Garantie-und Umtauschrecht bei vielen Onlinehändlern schafft Vertrauen bei Verbrauchern auch gebrauchte Ware zu kaufen
3. Auswirkungen auf den Einzelhandel
Herausforderungen:
- Jedes einzelne Produkt, insbesondere Bekleidung sollte umfangreich auf Beschädigungen, Verfärbungen und Abnutzungen überprüft werden, um eine hohe Retourenquote zu vermeiden.
- Jeder Artikel ist ein Unikat, daher sollte die Produktanlage schnell und effizient durchgeführt werden
- Eine gute Navigation und Filterung im Webshop sowie in der App sind essentiell , um den Käufer zum erwünschten Produkt zu leiten
- Einkaufkanäle von gebrauchten Produkten soll mithilfe von performanten Apps/Website erleichtert und verifiziert werden
- Eine effektive Authentifizierung ist unerlässlich, damit Käufer Vertrauen haben keine gefälschten Waren zu erhalten
Chancen:
- Neue Zielgruppe: Kunden die Wert auf Nachhaltigkeit legt, während sie auch Personen ansprechen, die sich das Produkt möglicherweise sonst nicht leisten würden oder wollten. Dies verdeutlicht, dass Unternehmen durch Re-Commerce ihr Geschäft nicht gefährden, sondern sinnvoll ergänzen. Es ist daher ratsam, dass Hersteller bereits von Anfang an bei der Entwicklung und Vermarktung ihrer Produkte auch den Gebrauchtmarkt strategisch berücksichtigen.
- Branding: Es erhöht die Qualität der Brand wenn dessen Produkte nach Jahren immer noch einen Restwert erzielen. Dies bestärkt den Kunden ein qualitativ hochwertiges Produkt zu kaufen, welches einen lange Freude bereiten wird.
- Marketing: https://www.secondhand.levi.com/trade-in (nur in den USA) Levi`s tauschen alte Jeanskleidung gegen Gutscheine aus, die alte Kleidung wird aufbereitet und im Webshop wieder verkauft, somit wird ein Teil des „Circular Fashion“ bereits umgesetzt
4. Technologische Innovationen im Re-Commerce
Die Rolle von KI, Big Data und anderen Technologien ist entscheidend für das Wachstum im Re-Commerce.
Sie ermöglichen eine präzisere Analyse von Verbraucherpräferenzen und -verhalten, optimieren die personalisierte Empfehlung von Produkten und helfen bei der effizienten Verwaltung großer Datenmengen, um den gesamten Re-Commerce-Prozess zu verbessern. Diese Technologien bieten zudem Möglichkeiten zur Automatisierung von Prozessen wie der Produktbewertung, Qualitätsprüfung und Preisgestaltung, was wiederum die Rentabilität steigert und die Benutzererfahrung verbessert. Durch die Nutzung dieser Technologien können Unternehmen im Re-Commerce-Sektor Wachstumspotenziale erschließen und gleichzeitig ihre Angebote gezielter auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten.


5. Nachhaltigkeit und Re-Commerce
Insbesondere die weltweite Modeindustrie verursacht soviel CO2-Ausstoß wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen, welches sich erheblich negativ auf die Klimabilanz auswirkt.
Re-Commerce trägt zur Ressourceneinsparung und Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. Anstatt kontinuierlich neue Kleidung oder andere Produkte herzustellen, werden Produkte repariert und aufgearbeitet, um ihre Lebensdauer zu verlängern.
Bezeichnungen wie „Preloved Fashion“ sollen Secondhand-Mode aus der veralteten Wahrnehmung herausholen und sie in ein neues Licht rücken.
6. Zukunftsaussichten von Re-Commerce
Ideen wie „Circular Fashion“ gehen über herkömmliche Ansätze hinaus. Es handelt sich um einen Prozess, bei dem Kleidungsstücke von einem nachhaltigen Design und der Verwendung umweltfreundlicher Materialien ausgehend, effizient und möglichst lange genutzt werden, bis hin zur umweltschonenden Entsorgung.
Fazit/Schlussfolgerung:
Die Zukunftsaussichten für Re-Commerce sind äußerst vielversprechend. Mit einem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz suchen Verbraucher vermehrt nach Alternativen zum traditionellen Konsumverhalten. Dadurch wird der Re-Commerce-Sektor voraussichtlich weiter expandieren.
Technologische Entwicklungen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz und Datenanalyse, werden den Re-Commerce-Markt weiter vorantreiben. Sie ermöglichen eine effizientere Identifizierung, Aufbereitung und Vermarktung gebrauchter Produkte. Plattformen, die den Handel mit Second-Hand-Waren erleichtern, könnten weiter an Bedeutung gewinnen und eine breitere Akzeptanz in der Gesellschaft finden.
Zudem könnten Regierungen und internationale Organisationen Maßnahmen zur Förderung von Re-Commerce und zur Regulierung der Abfallwirtschaft ergreifen. Dies würde den Sektor zusätzlich stärken und das Bewusstsein für die Bedeutung der Wiederverwendung von Produkten verstärken.
Insgesamt sind die Zukunftsaussichten für Re-Commerce sehr positiv, da sich das Konzept des Wiederverkaufs und der Wiederverwendung in einer Gesellschaft, die zunehmend um Umweltschutz bemüht ist, fest etabliert.
Solange die Nachfrage nach günstigen Produkten besteht, wird „fast fashion“ von Anbietern wie Inditex, Wish oder Temu leider immer noch zum Klimawandel beitragen.