Seit vielen Jahren die wohl größte Umsatzsteuerreform für den Onlinehandel – Die Einführung des One Stop Shop Verfahrens. Durch die neue EU-Regelung soll der bürokratische Aufwand für Unternehmen, die ins Ausland verkaufen deutlich vereinfacht werden. Gerade für mittelständische eCommerce Händler, die ins europäische Ausland versenden, profitieren von der zentralen Umsatzsteueranmeldung.
Doch mit welchen Bedingungen geht das einher & was müssen Sie dabei beachten? Ist OSS kompatibel mit ihrem Shopsystem, z.B. Magento, Shopify, Shopware oder OXID eSales? Mehr dazu in diesem Beitrag.
Inhaltsangabe
Die Ausgangssituation: Welche Regelungen galten vor der Reform?
Grundsätzlich wird die Ware immer dort versteuert, wohin sie verkauft wurde. Versenden sie also nach Österreich, Finnland oder gar in die USA, müssen sie dort Steuern zahlen.
Doch gerade in der EU gibt es gewisse Sonderregelungen, die KMUs den nationsübergreifenden Handel erleichtern sollen:
- Bis zu einem Nettoumsatz von 100.000€ pro Kalenderjahr dürfen sie Waren nach Deutschland, Niederlande und Luxemburg ohne Steuerregistrierung im Empfängerland einführen
- Bei allen restlichen EU-Ländern beträgt der Freibetrag 35.000€
Wird dieser Betrag überschritten, müssen sie neben der Registrierung
- Steuererklärungen alle drei Monate im Empfängerland bereitstellen
- Voranmeldungen einreichen
- Rechnungen mit Steuersätzen des Bestimmungslandes erzeugen
- und die Einhaltung aller steuerlichen Vorgaben gewährleisten
Welche Hintergründe hat die neue Umsatzsteuer-Regelung?
Ab dem 1. Juli 2021 fallen all jene Schwellen weg, die KMUs den Handel bisher erleichtert haben. So sollen Händler grundsätzlich ihre Mehrwertsteuer an das Empfängerland abführen. Klingt erst einmal nach mehr Bürokratie für kleine Unternehmen, oder? Lediglich eine kleine Lieferschwelle von 10.000€ pro Kalenderjahr wird EU-weit gewährt. Diese gilt wohlgemerkt für alle EU-Länder kumuliert.
Nun, aber was soll diese zusätzliche Last an Aufwand? Im alten System würde man sich so in jedem Land lokal für die Steuer registrieren müssen, in welches man mit mehr als 10.000€ pro Kalenderjahr versendet. Hier kommt nun der One Stop Shop ins Spiel.
One Stop Shop: So funktioniert die Umsatzsteuerabwicklung ab dem 01.07.2021
Um das Verfahren einfacher zu machen, implementiert jeder EU-Staat für Unternehmen einen One Stop Shop. Das ist die Bezeichnung für die Möglichkeit, alle bürokratischen Schritte (in diesem Fall Steuerangelegenheiten) an einer einzigen Stelle durchzuführen.
Im One Stop Shop (OSS) können Händler ihre Umsätze melden und dort direkt die entsprechende Steuer für alle Empfängernationen zahlen. Das System wird in jedem Land die gleichen Voraussetzungen haben:
- Die Nutzung von OSS ist freiwillig.
- Es muss bei Nutzung keine lokale Steuerregistrierung im Ausland vorgenommen werden, wenn sie nicht auch von dort aus versenden
- B2B Lieferungen sind von OSS ausgeschlossen
- B2C Lieferungen im Inland müssen weiterhin über das lokale Finanzamt abgewickelt werden
- Die Registrierung erfolgt in Deutschland über das Elster-Portal „Mein BOP“ ab dem 1. Juli
- Bei Umsätzen, die über OSS gemeldet werden, herrscht keine gesetzliche Rechnungspflicht mehr
Da der Schwellenwert von 10.000€ für die Summe aller EU-Exporte gilt, müssten Sie ohne OSS sich in allen EU-Staaten lokal registrieren, auch wenn sie nur ein Paket dorthin versenden. Daher empfiehlt sich die Verwendung, wenn möglich.
Was müssen Shopinhaber in ihrem Shopsystem beachten?
Wichtig für die Steuerreform ist, dass Kunden im Ausland andere Steuersätze angezeigt und berechnet werden. Das schließt sowohl die Darstellung auf der Produktseite, im Warenkorb, Checkout, E-Mails, als auch auf ihren Rechnungen mit ein, solang diese vom Shopsystem erzeugt werden.
Magento
Die Steuerkonfiguration in Magento funktioniert von Haus aus ziemlich umfassend und gut. Sie können länderspezifische MwSt.-Sätze einstellen und anzeigen. Das Ganze ist einfach abzubilden, wenn sie nicht gleichzeitig an B2B und B2C Kunden verkaufen. Mit zusätzlichen Modulen können sie aber auch das realisieren.
OXID
Noch hinkt OXID in seiner Standardkonfiguration etwas hinterher in der Erstellung von länderspezifischen MwSt.-Sätzen. Das lässt sich aber z.B. über das Modul Avalara recht gut erweitern.
Shopify
Ab dem 1. Juli 2021 wird Shopify die Steuerkonfiguration automatisch anpassen, um den Mehrwertsteuersatz des Versandlandes des Käufers für Bestellungen innerhalb der EU zu berechnen.
Shopware
Auch in Shopware lassen sich ab Version 5.5.0 Steuersätze ohne zusätzliche Erweiterungen dynamisch abbilden. Sie können unterschiedliche Steuergruppen (ermäßigt, vollbesteuert, etc.) anlegen und diese einer Lokalisierung zuweisen.
Sie benötigen Hilfe bei ihrer Steuerkonfiguration im Shopsystem, z.B. in OXID? Setzen sie sich mit uns in Verbindung.