Vor gut einem Jahr haben wir unsere Erfahrungen mit OXID eSales im Blogpost „OXID eShop Erfahrungen – Neuausrichtung oder letzter Atemzug?“ geteilt und knapp 11 Monate später wurde OXID eShop 7 am 30.05.2023 veröffentlicht. Nachdem die OXID ACADEMY am 27.07.2023 in einem Webinar OXID eShop 7 vorgestellt hat, möchten wir einmal die ersten Stimmen zusammenfassen.
Marco Steinhäuser, ehem. OXID Community Manager, hat mit seinem Facebook Post vom 08.08.2023 und dem Verweis auf den „OXID eShop vs. Shopware 6“ Blogpost von WEB-Grips, unbewusst eine interessante Diskussion über OXID eShop 7 ausgelöst (Stand: 14.08.2023):
HINWEIS: Wie in den Facebook-Kommentaren geschrieben, ist die Darstellung von WEB-Grips teilweise sehr stark pro Shopware 6 und wie Eric Jankowfsky geschrieben hat „Es gibt sie nicht, die eine glückseligmachende Software.“.
Unsere Meinung: Sollte OXID 7 eigentlich 6.6.0 sein?
MAJOR
wird erhöht, wenn API-inkompatible Änderungen veröffentlicht werden.
Laut Semantic Versioning 2.0.0 wird eine neue Major-Version veröffentlicht, wenn eine Abwärtskompatibilität nicht mehr gegeben ist (vgl. Zitat). Somit ist die Versionsnummer 7.0.0 korrekt, allerdings haben wir vor ein paar Jahren im Blogbeitrag „Software Versionierungs-System“ beschrieben, dass die meisten Softwarehersteller, die bisherige Definition um eine Produktversion erweitert haben. Somit stimmt aus unserer Sicht die offizielle OXID eSales Versionsnummer nicht und müsste OXID eShop 6.6.0 lauten.
Was ist eigentlich neu bei OXID eShop 7?
Laut Release Note vom 30.05.2023 gibt es nicht viele Erneuerungen, das Meiste sind Optimierungen und Bugfixes – hier eine Liste der Erneuerungen:
- Tracking-URL je Versandart
- Setup per Kommandozeile
Des Weiteren wurden im Webinar vom 27.07.2023 noch folgende Features genannt:
- APEX als neues Twig-Theme
- WebP als Standard Bildformat
Warum der überraschende Wechsel von Smarty zu Twig?
Der OXID eShop auch mit Version 6 setzte immer noch auf ein stark modifiziertes Smarty 2, Smarty 3 gibt es schon seit sehr vielen Jahren und da war natürlich jetzt die Entscheidung, wie gehen wir voran? Machen wir ein Update auf Smarty 3 oder nutzen wir etwas anderes?
Analog zum APEX Theme wurde Smarty durch Twig ersetzt – wieso weiß niemand so genau (vgl. Webinar 9:48 min.) lt. OXID Referent Steven Pfündlin,weil Twig die Standard-Template Engine vom PHP-Framework Symfony ist. Das macht Sinn, allerdings wurde Smarty 2 bereits in OXID eShop 4 (CE, PE) und 5 (EE) genutzt und alle aktuelle Themes und Module basieren darauf, die jetzt auf Twig umgestellt werden müssen. Dem ist sich wohl auch OXID eSales bewusst und hat noch vor der Veröffentlichung von OXID eShop 7 das Modul Smarty component zum Ersetzen von der Twig Template Engine durch Smarty 2 veröffentlicht.
Zusätzlich hat uns schon 2017 verwundert, wieso OXID eSales mit dem Release von OXID eShop 6 nicht Smarty 2 durch Smarty 3 ersetzt hat. Zudem ist seit 2021 ist bereits Smarty 4 verfügbar. Mit Hinblick auf ein weiter unten folgendes Zitat von der OXID AKADEMY sehen wir keinen Grund, wieso Smarty ausgetauscht wurde (vgl. „Why does Smarty get so much hate?“).
OXID’s Strategie entschlüsselt: Warum eShop 7 den „bewährten“ Weg geht
Bei OXID ist es nicht immer wichtig, dass wir die neusten Sachen haben und das was jetzt gerade frisch auf dem Markt ist. Für uns ist es viel wichtiger, dass wir da bereits getestete, bewährte Technologien eben auch einsetzen und dass wir eben auch bekannte Sachen wie z.B. Symfony PHP Framework dem entsprechend setzen.
Unser Fazit würden wir gerne mit dem obigen Zitat beginnen (vgl. Webinar 8:15 min.), das viel über die Version 7.0.0 aussagt. Äußerlich hat sich zwischen OXID eShop 6.5 und OXID eShop 7 nichts geändert und vom Feature-Umfang – sicher der wichtigste Punkt für Online-Händler – auch nichts. Sondern diverse Funktionen wurden sogar entfernt (z.B. Zahlungsanbieter). Technisch (innerlich) wurde die Integration on Composer optimiert, aber leider wieder einmal nicht ganzheitlich, so dass immer noch Code-Teile doppelt in einem Artefakt existieren.
Technischer Fortschritt vs. vertriebsgetriebene Änderungen
Größtes Manko für Onlineshop-Betreiber und Modulanbieter ist allerdings, dass OXID eSales wieder einmal nicht nachvollziehbare Änderungen durchgeführt hat. Zum einen muss langfristig ein Design-Relaunch wegen Twig durchgeführt werden und zum anderen ist ein Refactoring aller Module notwendig. Beides führt zu hohen Arbeitsaufwänden ohne erkenntlichen Mehrwert. Insbesondere das Refactoring der Module führt dazu, dass jeder Onlineshop der Drittanbieter- oder eigenentwickelte Module nutzt, diese erst für OXID eShop 7 nutzbar machen muss, bevor er ein Update durchführen kann.
Alles in allem ist OXID eShop 7 ein wichtiges Update mit seit langem benötigten, technischen Optimierungen, aber die Bezeichnung ist eher vertriebsgetrieben als technisch gerechtfertigt. Technisch hinkt OXID eShop 7 weiter der Konkurrenz der E-Commerce Applikationen hinterher.